Geschichtliches

Geschichte


  Hugo Brodbeck, Therwil  
  Die alten Protokollbücher in schöner deutschen Kurrentschrift geben Auskunft  
     
  Die ersten 10 Jahre  
 
Oberst Stephan Gutzwiller (1848–1911) in seinen jüngeren Jahren eifriger Förderer des Schiess­wesens war Gründer und erster Präsident der Feldschützengesellschaft Therwil.
Am 24. Juni 1870 wurden die Feldschützengesellschaft Therwil gegründet. Erwähnt sind 27 Mitglieder.
Am 24. März 1871 wurden die vom Zeughaus zur Verfügung gestellten Gewehre verteilt. Die Scheiben wurden selbst angefertigt. Für Fr. 50.-- 1000 Schuss Munition eingekauft.
Das erste Zielschiessen wurde am 14. April im Mooshag auf eine Distanz von 250m abgehalten. Dieses Ereignis liess sich keiner entgehen. Die Erwartungen müssen gross gewesen sein, denn im Protokollbuch ist nüchtern vermerkt, dass das ungünstige Resultat auf die Sonne zurückzuführen sei, die blendete.
Das zweite Zielschiessen fand am 28. April statt. Diesmal wurden die Scheiben am Kaibhölzli aufgestellt. Wahrscheinlich hatten sie die Sonne im Rücken, denn das Resultat wird als sehr günstig bezeichnet.
Nicht nur das Schiessen sondern auch das Distanzschätzen wurde regelmässig geübt. Die Distanzen bewegten sich zwischen 250m und 400m. Distanzschätzen waren beliebt und regelmässig gut besucht, ging es doch meistens durch die umliegenden Gemeinden. Auch soll es auf dem Heimweg auch schon dunkel gewesen sein. Von einem Distanzschätzen am 1. November 1874 kann man nachlesen, Besammlung um 12 Uhr beim Schulhaus. Zügig ging das Schätzen über das Hochfeld in Richtung Ettingen. Es war kalt. So unterbrachen sie die Übung in Erringen. Die Teilnehmer machten einen Freundschaftsbesuch beim Ettinger Schützenpräsidenten. Jener war Wirt. Auf dem Heimweg musste das Schätzen wegen Nebel abgebrochen werden.
Eine weitere Belebung des Vereinslebens war das Sektionsschiessen. Der Verein führte am 1. Oktober 1876 in Therwil ein Sektionsschiessen durch. Dazu haben sich die Schützenvereine von Ettingen, Reinach, Bottmingen und Arlesheim angemeldet. Der Schiessplatz wurde auf der Gemeindematte am Käppelirain eingerichtet, Scheiben aufgestellt und eine Brustwehr errichtet. Um 9 Uhr war Abmarsch beim Schulhaus mit Fahne und Tambour. Beim Oswald Bernhard Wirt (Rössli) schlossen sich die Vereine Ettingen und Bottmingen an. Ein Sektionsschiessen beinhaltete in der Regel auch ein Manöver. So wurde am Dorfausgang blinde Munition verteilt (erst am Dorfausgang). Es folgte ein Ausschwärmen über das Hochfeld und Grütt, absolvierte gewissenhaft ein Manöver und traf sich dann auf dem Schiessplatz. Diese Manöver hatten militärischen Charakter. Wohl kaum dass man die Bewohner von Therwil an den Schiesslärm gewöhnen wollte. Das Sektionsschiessen war ein Wettbewerb unter Vereinen und förderte über die Gemeindegrenze hinaus den Gedankenaustausch, Freundschaften und Geselligkeit.
Zum Schiess­betrieb gehörte jeweils eine Festwirtschaft. Von einem Wettkampf wird berichtet, dass so ein widerlicher Sturm herrschte, ausser der Festhütte wurde alles umgeworfen.
Die Feldschützen­gesell­schaft veranstaltete jedes Jahr ein Grümpelschiessen. Ein Schiessen für Jedermann. Immer verbunden mit einem Fest, Wie immer war Abmarsch beim Schulhaus, meist mit Musikbegleitung Richtung Schiessplatz. Nach dem Schiessbetrieb wurde eine Rangliste erstellt und die Gaben verteilt. Mancher entdeckte sein Talent und so stieg die Mitgliederzahl stetig. Es gab auch Austritte. Die meisten Austritte aus dem Verein erfolgten wegen Auswanderung.
Die Feldschützen nahmen auch regen Anteil an auswärtigen Schiessveranstaltungen. Am 4. August war so eine Veranstaltung auf der Schauenburg. Laut Protokoll:
„Abmarsch morgens um halb acht mit Musikbegleitung. Nach Reinach, Dornach über den Gempen nach der Schauenburg. Zu Fuss (Die Birsigtalbahn gab es noch nicht und Busse mussten erst erfunden werden). So marschierte der Verein geschlossen unter den Klängen der Musik durch Reinach. Es ist nicht festzustellen ob es an der Musik, oder an den roten Jacken und Kappen der Zeiger gelegen hat oder ob sich die Reinacher einen Spass geleistet haben. Plötzlich sprang eine Kuh in die Reihen und verursachte einige Unordnung. Auf dem Gempen wurde eine Rast eingelegt, bald musste jedoch zum Aufbruch gemahnt werden. So ereichten sie die Schauenburg wo das Schiessen schon im Gange war. Die Therwiler erzielten ein gutes Resultat. Anschliessend erfrischten sie sich in der Festwirtschaft. Es gab Münchensteiner“.
Der Heimweg ist im Protokollbuch beschrieben.
Der Verein liess sich grüne Jacken anfertigen. Unter dem Motto "Das si Kaibe die Grüene" nahmen die Schützen Ende Juli 1881 am Kantonalen Sektionsschiessen in Binningen teil. Und sie waren die Kaibe. Die Therwiler Sektion gewann das Schiessen. Der erste bedeutende l. Rang in der 10 Jährigen Vereinsgeschichte.
Der Grundgedanke der Vereinsgründung Pflege der Schiesskunst der Kameradschaft und der Geselligkeit ist in jeder Hinsicht erfüllt worden.
Diesen ersten 10 Jahren folgten Jahren in denen der Verein stets anwuchs und immer wieder von Erfolgen gekrönt wurde. Der Verein wurde streng geführt. Fernbleiben von Übungen, Veranstaltungen oder Vereinssitzungen hatten Geldstrafen zur Folge. Bei Erfolgen wurde oft aus der Vereinskasse ein Fass Bier, Wurst und Brot gespendet.
So vergingen die Jahre.
Die Notwendigkeit eines eigenen Schiessplatzes mit Schützenhaus und Scheibenstand wurde als so dringend erachtet, dass an der Vereinsversammlung vom 4. August 1889 ein Landkauf beschlossen wurde. Ein Acker im Kiemfeld konnte für Fr. 210.-- gekauft werden. Darauf stellten die Schützen den Schiesstand. Den Scheibenstand errichteten sie auf dem alten Schiessplatz, der sich am Kaibhölzli befand.
An der Versammlung 17. März 1890 wurde der Acker, der für Fr. 12.--  vom alten Pächter abgelöst worden ist, neu verpachtet. Der Pächter musste sich verpflichten, Gras anzusäen, das Land bei Veranstaltungen für Wirtschaftshütten und Kegelbahn zur Verfügung zu stellen und keine Bäume zu pflanzen. Der Pachtzins betrug Fr. 10.-- pro Jahr. Das erste Jahr ist ihm der Zins erlassen worden. Der Schiessplatz ist in der Flur 4 mit Nr. 326 und 327 bezeichnet.
Am 18. April 1899 wurde der Verein mit einer Angelegenheit konfrontiert, von der der Verein bis in die jetzige Zeit verfolgt wird.
 
 
 
   
 

Die letzte Schiessveranstaltung auf dem Käppeli

 
     
 
Am Samstag, den 5. November 1994 ist der letzte Schuss im Kappeli-Schiesstand gefallen. Zahlreiche Schützinnen, Schützen und Jungschützen beteiligten sich an diesem Endschiessen.
Seit dem Eröffnungsschiessen sind 86 Jahre vergangen. Der Verein der Feldschützen wurde schon anno 1870 gegründet. Nach den Schiessplätzen im Mooswasen, Kaibhölzli und Fichtenrain, wo teils wegen Bautätigkeit, teils wegen ungünstiger Lage, ausgezogen werden musste, hofften die Feldschützen, im Käppeli eine Bleibe gefunden zu haben.
Die Bürgergemeinde stellte das Land für das Schützenhaus zur Verfügung und lieferte das Holz zum Bau gratis. Den Platz für den Scheibenstand und das umliegende Land kauften die Feldschützen. Die Schiessanlage kostete trotz immenser Fronarbeit der Schützen Fr. 7200.--. Die Bürger- und Einwohnergemeinde beteiligten sich mit total Fr. 2500.--.
20 Jahre später, 1928, musste der Scheibenstand, wegen Bautätigkeit auf dem Fichten­rain, in Richtung Sörlibrunnen versetzt werden. Den Feldschützen fehlte schlichtweg das Geld. Das vereinseigene Land wurde der Gemeinde abgetreten. Die Gemeinde war Bau­herr für den neuen Scheibenstand, Der neue Scheibenstand wurde mit Ziehscheiben aus­gerüstet.
Nun ist auf dem Käppeli der letzte Schuss gefallen. Viele gaben hier als Jungschütze den ersten Schuss ab und genossen manch schöne und unvergessliche Stunden in dem Schiesstand. Wahrend der schönen Schlussfeier, eingeholt von den Erinnerungen, schluckten einige Schützen mehrmals leer. Trotz dem Wissen, dass es ein Umzug in die modern eingerichtete Schiessanlage im Schürfeld ist, schmerzt der Auszug.
Dabei sind die Schützen nicht die ersten, die das Käppeli verlassen mussten. Blickt man zurück in die Vergangenheit, hat dieser Ort eine lange Geschichte. Der Flurname "Käppeli" ist aus einem Ereignis entstanden. Ab dem 5. Jahrhundert, als heidnische Alemannen sich im Fränkischen Birsigtal niederliessen, errichteten sie ihre Kultstätten an gewissen Orten, unter anderen auch auf dem heutigen Käppeli. Sie huldigten ihren Gottheiten und versuch­ten mit Ritualen, meist mit Lärm oder Feuer, die bösen Geister zu bändigen. Mit der Christianisierung wurden diese Kultstätten verdrängt, indem Kapellen (daher der Name Käppeli) oder Kreuze an deren Stellen errichtet wurden. Nun, die Kultstätte konnte nicht ganz verdrängt werden. Jahrhunderte später noch trieben Wettermacher und Hexen ihr Wesen auf dem Käppeli, was wiederum Verfolgungen und Verbrennungen derselben nach sich zog. Möglich, dass der gelegentliche Schiessfarm die gewissen Geister auf Distanz hielt. Grund genug, das Endschiessen mit einem gewal­tigen, lauten "Ritual" zu krönen.
Der Platz ist frei für Neues.